Essays und Texte aus Büchern


Psychotherapie und Bildung

In der Berliner Großgruppentherapie werden Psychotherapie und Bildung miteinander verbunden, ein Ansatz, der in der Fachwelt auf Kritik stößt. Man halte nichts davon das Gold der Analyse mit dem weniger edlen Metall der Pädagogik zu vermischen. 
Warum das so ist, lässt sich nicht leicht erklären. Es hängt mit der Eigenart des Begründers dieser Therapieform zusammen, mit seiner Charakterstruktur und Persönlichkeitsartung.

Josef Rattner schreibt in miteinander leben lernen (mll 1/2006):

Das Grundgefühl, auf dem sich unsere Großgruppentherapie gründet, ist unter anderem eine Haltung der Bescheidenheit. Es ist unendlich schwer, einen anderen Menschen wirklich zu verstehen, so dass viel eher Missverständnisse produziert werden als Verständnis. Dieser Faktor Bescheidenheit ist für die Geisteswissenschaften allgemein zentral. Wenn man einen Dichter oder einen Künstler oder eine Epoche verstehen will, muss man sich Jahre und Jahrzehnte damit befassen, bis man etwas annähernd Richtiges oder Wichtiges sagen kann. Hinzu kommt, dass ein weiterer Interpret das Thema anders auslegt und deutet, wobei seine Auffassung genauso begründet sein kann wie die unsere.

So war ich beim Beginn meiner therapeutischen Tätigkeit eigentlich ratlos und habe daraus die Konsequenz gezogen, möglichst schonend in fremdes Seelenleben einzugreifen. Das fällt dem psychoanalytisch Geschulten schwer, weil die Psychoanalyse das Vorbild der Medizin vor Augen hat. Die Medizin hat heute eine wunderbare Diagnostik. Nach einigen Tests weiß man, was mit einem Menschen los ist, dann folgt ein kühner Eingriff, und der Patient ist im günstigen Fall geheilt. In der Psychologie ist das nicht so. Was sich in der Seele abspielt, ist äußerst komplex und dementsprechend dunkel. Man weiß davon so wenig, dass man sich bei jedem Fall von Hypothese zu Hypothese vorantasten muss.

Fortsetzung: Siehe Texte zum Downloaden

 

 

 

   




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Therapie_Bildung

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